Analytische Psychotherapie

Analytische Psychotherapie hilft, wenn Störungen, Beschwerden und Krankheitssymptome in einer umfassenden Weise an innerseelische Konfliktkonstellationen geknüpft sind. Analytische Psychotherapie wird eingesetzt, wenn Konflikte fest in der Persönlichkeitsstruktur des Patienten verwurzelt sind, oder wenn es sich um eine besonders schwer wiegende oder ausgeprägt chronifizierte Störung handelt oder wenn Patienten zu der intensiven, zielstrebigen Mitarbeit nicht in der Lage sind, die in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie nötig ist. Beispielsweise bei "seelischen Traumatisierungen".

Analytische Psychotherapie strebt eine umfassendere Bearbeitung innerseelischer Konflikte an. Es wird nicht auf eine bestimmte Themenstellung fokussiert, sondern die Patientin/der Patient wird eingeladen, so freimütig wie irgend möglich über alles zu sprechen, was sie oder ihn innerlich beschäftigt. Aus diesen "freien Assoziationen" entwickelt sich dann eine Abfolge von Themenstellungen, die mit der Zeit immer näher an die entscheidenden inneren Konflikte heranführen. Dieser Prozess des allmählichen sich-heran-Tastens an die "brenzligen" inneren Konfliktherde wird auch als "Regression" bezeichnet. Dieser Prozess ist für Patienten manchmal anstrengend, da sie sich mit ihren inneren Ängsten, Schamgefühlen oder unangenehmen Affekten wie Wut oder Neid auseinander setzen.

Analytische Psychotherapie findet typischerweise mehrfach in der Woche statt. In der Regel sind mindestens zwei Sitzungen in der Woche erforderlich. Auch hier finden die Sitzungen regelmäßig, zu fest vereinbarten Terminen statt.

Die Patienten liegen typischerweise auf der Couch, während der Analytiker ein wenig außerhalb des Gesichtsfelds des Patienten sitzt. Diese ungewöhnliche Gesprächsanordnung erfüllt einen doppelten Zweck: zum einen ermöglicht sie dem Patienten eine relativ gute Entspannung in der es vielen Patienten leichter gelingt, auch über Angst erfüllte oder Scham behaftete Themen zu sprechen; zum anderen erleben es Patienten als erleichternd, wenn sie nicht immer wieder – und das geschieht ja meist ganz automatisch – am Gesicht des Therapeuten ablesen können, wie dieser ihre Äußerungen aufnimmt und bewertet.

Analytische Psychotherapie unterscheidet sich von der tiefenpsychologisch fundierten Therapie dadurch, dass der Therapeut insgesamt weniger aktiv ist. Diese Zurückhaltung bedeutet, dass der Therapeut in der analytischen Psychotherapie häufig über längere Zeit eine mehr "beobachtende" Rolle einnimmt. Häufig äußert er sich erst, wenn er über eine gewisse Zeit hinweg genug Beobachtungen gesammelt hat, um diese dem Patienten in einer zusammenfassenden Weise zu präsentieren.

Die Beobachtungen, die der Therapeut mitteilt, haben manchmal hinweisenden Charakter und manchmal zielen sie darauf ab, unbewusste Zusammenhänge zu verdeutlichen. Dabei ist das Ziel des Psychoanalytikers die tiefsten und innersten Vorstellungen und Grundannahmen zu erforschen, die die Lebenseinstellung und die Persönlichkeitsstruktur eines Patienten oder einer Patientin bestimmen. Häufig handelt es sich dabei um  negativ getönte Grundannahmen, z. B.: "Was auch immer ich tue, niemand wird mich je um meiner selbst willen lieben." Solche sehr negativ getönten Grundannahmen können Ursache von tiefer Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung oder auch von ständiger Selbstüberforderung sein. In der analytischen Psychotherapie geht es darum, solche negativ getönte Grundannahmen zu erkennen und zu verändern. Dies gelingt häufig nur dadurch, dass diese Grundannahmen auch in der Beziehung zum Analytiker zum Tragen kommen. Das ist oftmals für die Patientin bzw. den Patienten nicht leicht, da dann auch gegenüber dem Analytiker unter Umständen Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Selbstüberforderung und andere belastende Gefühle erlebt werden. Allerdings bietet dieses intensive nochmalige Erleben der eigenen inneren Nöte – Analytiker sprechen in diesem Zusammenhang auch von "Übertragungsneurose" – eine einzigartige Möglichkeit, sich dauerhaft von der Wirkung solcher Grundannahmen zu befreien.

Analytische Psychotherapie erfordert wegen der Intensität des Behandlungsprozesses insgesamt eine höhere Stundenzahl. Typischerweise werden für eine analytische Psychotherapie 160 bis 300 Behandlungsstunden notwendig sein.